31. Juli 2015

Learn to fly

Planlos, hedonistisch, mehr an Freizeit als an Leistung interessiert - die Generation Y kommt in der Fachliteratur nicht gerade gut weg. Scheißegal, denn: es ist die bisher beste, welche diese Gesellschaft hervorgebracht hat. Der Beweis in Bild und Ton. Ich wäre verdammt gerne dabeigewesen.


Quelle ist natürlich Youtube, was sonst.

30. Juli 2015

Moodboardin'

So gern ich mich auch als Kind der 70er bezeichnen würde, ich habe von diesem psychedelisch-orangebunten Jahrzehnt nur noch die letzten paar Monate mitbekommen - soweit man das von einem Säugling eben behaupten kann. Trotzdem fühle ich mich durch die 79 in meinem Geburtsjahr mit dieser Zeit verbunden, vielleicht gefällt mir auch nur die Ästhethik der Ära. Insofern bin ich ein leichtes Opfer für Mango gewesen, der nostalgisch verfärbte Charme ihrer Kampagnenfotos beschäftigt mich seit ein paar Tagen.

Dieses clever geschossene, zauberhafte Photo trägt das Copyright von Mango, dessen Quelle Mango zufälligerweise ebenfalls ist. Oder kurz: Bildquelle Mango.com

Während ich noch grübele, was genau das Gefühl von Retrosehnsucht und vertrauter Fremdheit in den Bildern transportiert (ist es der angejahrte Porsche? die zufällig platzierten Palmen? die bunt-unfunktionale Villa?) klicke ich mich schon durch die angebotenen Klamotten und speichere mir jedes zweite Kleidungsstück auf Polyvore.

Polyvore, Du cleverer Verführer, Dich knöpfe ich mir auch noch vor...

Zurück zum Thema. Obwohl ich mir sicher bin daß das Zusammenstellen von "Sets" als kreative Tätigkeit nicht zählt bereitet es mir eine geistentleerte Freude. So müssen sich kleine Kinder beim Bauklötzchenstapeln fühlen. Alles so schön bunt, alles so schön ordentlich. Da mir noch Klötzchen fehlen schaue ich bei Zara vorbei, dem Hort der kopierten Designs, wo Qualität und Preis zueinandergewürfelt werden. Klick klick. Mein Werk sieht nach Fertigstellung so aus:

Da ich gerade ein massives Garderobenexperiment am Laufen habe und überzeugt davon bin, schon genug Klamotten zu besitzen, nun die kleine Hausaufgabe für diese (oder nächste) Woche: ich werde versuchen, dieses Moodboard mit Dingen nachzubauen, die ich bereits im Schrank habe. Das dürfte schwierig werden, da ich z.B. relativ sicher bin, nur einen langen Rock mein Eigen zu nennen. Und der ist aus babyblauem Chiffon und liegt in Falten. Egal, ich krieg das hin. Schließlich bin ich original aus den Siebzigern.

26. Juli 2015

Früher war alles früher

Sommer, Sonne, Stadtfeiertag. Auch wenn ich schon über 15 Jahre hier lebe habe ich noch nie gesehen, daß in den Straßen getanzt wird. Da mußte ich mich natürlich anschließen, lachen, trinken, am nächsten Morgen gegen sechs auf der Dachterrasse einer Freundin aufwachen. In Sandaletten und Sommerkleid mit verschmiertem Makeup heimlaufen. Mir geht's super, duschen, umziehen, ab zur Arbeit. Läuft, das steck ich souverän weg. Im Studium sind wir nach den Donnerstagspartys ja auch am Freitagmorgen um acht in "Höhere Mathematik" gesessen.

Zwei Stunden später sitze ich in meinem eigenen Meeting und bin mir sicher, daß ich sterben werde.

Vier Stunden später wünsche ich mir, daß ich sterbe.

Die Erinnerung kommt langsam wieder. In den Vorlesungen sind wir sofort eingeschlafen, und das ist ja irgendwie auch schon zehn Jahre her. Früher war eben einiges anders. Das mag der verklärende Blick zurück sein, ein bißchen Wahrheit ist aber auch dran. Das und viel mehr unzusammenhängendes Zeug geht mir heute durch den Kopf, als ich die Kleiderschranktüren öffne, um zu dokumentieren.


Seid umschlungen, Zeitzeugen meiner modischen Entwicklungsgeschichte!

Ich scheine in meiner Freizeit bedeutend mehr Klamotten zu tragen als zu Zeiten des Broterwerbs, was rein rechnerisch gar nicht aufgeht. Neu dazugesellt hat sich ein Pailettentop (hier nur als Spaghettiträgerschnipsel zu sehen) und ein luftiger Rock von Zara, für den ich nach sieben Jahren noch eine Farbbezeichnung suche. Handtaschentechnisch eine Clutch in pink und bordeaux (versteckt sich ebenfalls gekonnt), die ich eigentlich schon auf Ebay hauen wollte. Hat das Ding nochmal Glück gehabt.

American-Psycho-mäßige Ordnung hier!

Die Arbeitskluft hat sich vermehrt und einen cremefarbenen Leinenanzug mit ins Team genommen. Wenn in zwei Monaten (Wochen? Tagen?) der Sommer vorbei ist und ich das Ding irgendwie sinnvoll falten und ganz oben im Schrank lagern muß frage ich mich wahrscheinlich, was der Scheiß sollte. Heute bin ich dankbar dafür, daß ich kühlen Kopfes durch den Arbeitstag komme. Sieht sogar irgendwie elegant-souverän aus, wenn man ein bißchen zerknittert gewandet am Schreibtisch sitzt. Ich kann mir die paar Falten leisten. Pun intended.

Noch in der Unterzahl...

Der palmengemusterte Oldie ist von Vero Moda und 12 Jahre alt, man kann gut darin schlafen, wenn man muß... Das khakigrüne Seidenkleid kommt aus dem Hause Uniqlo und hat mich mal wieder in Sachen Qualität geflasht. Reine Seide, kühl, maschinenwaschbar und nach einer knappen Stunde auf der Wäscheleine trocken und faltenfrei! Hab ich schon ausreichend darüber gemeckert, daß es in D keinen Onlineshop gibt?

Ja, immer noch so langweilig wie letzte Woche

Bei den Businesstretern habe ich gemogelt und die braunen Krokopumps eingeschmuggelt. Zwar hatte ich diese Woche ein paar Lederhalbschuhe an, fand die aber so nervig und unbequem daß sie nicht im Schrank gelandet sind. So erging es auch dem ein oder anderen Oberteil. Stattdessen habe ich eine "mag ich nicht"-Kiste neben die Kleiderstange gestellt, in das ich alles pfeffern kann was mich den Tag über genervt hat. Die Sachen warten da jetzt auf den Recall.

Party people!!!!!!!!!!!11!1!!

Geil, ich scheine nur noch am Ausgehen zu sein! Wenn ich die Woche Revue passieren lasse ist sie tatsächlich nicht repräsentativ für den Rest des Jahres, an vier von sechs Abenden gab es ein "Feschtle". Und noch ist der Sonntag nicht vorbei ;-)



20. Juli 2015

Das Geld das Du nicht hast

kauft Dir das was Du nicht willst.

Der beste Grund für einen Tag Verzug!

Woche zwei schließt ohne Abkühlung, die Hitzewelle hält an und gibt mir die Chance, endlich die 783.521 Sommerkleider und Sandaletten zu tragen, die ich in meinem grenzenlosen Optimismus im Laufe der Jahre angehäuft habe. Ich bin ein Sommerkind, in meinem Kopf ist das ganze Jahr August und obwohl ich täglich damit konfrontiert werde hat sich die Realität noch nicht zu mir durchgesprochen. Leider lebe ich weder  in Marokko noch in karibischen Gefielden, ausgestattet dafür wäre ich auf jeden Fall.

Heute einmal andersrum fangen wir mit den Freizeitklamotten an, denn momentan hab ich gar keine Lust auf Arbeit:
Rock on

Die Röcke hab ich zum Teil jahrelang nicht getragen, weil Jeans ja viel praktischer sind und zu allem passen. Tja, Fehleinschätzung. Mein Modeberater ist ganz verwundert was ich alles im Repertoire habe und fragt ständig, ob dieses oder jenes neu ist. Ich freu mich diebisch. Auf meine alten Tage habe ich mir einen Pareo angeschafft (links oben zwischen einer babyblauen Chino und einer khakigrünen Leinenshorts) und gleich getragen - abends im Pool liegen, der Hitze entkommen und die Sterne beobachten... 

Dress for success

Back to business, hier herrscht normalerweise Eintönigkeit. Blau, grau, schwarz, beige. Das Fuchsia ist schon eine kleine Revolution für mich, diese Woche kam eine dringend benötigte Erweiterung dazu; der khakigrüne Leinenanzug. Ja, er ist grün, total crazy von mir. Die Tops da oben links sind übrigens alle blau, marineblau, tintenblau, knallblau, navy...

Dreifach einfach

Nein, ich cheate nicht. Die Kleider hatte ich wirklich alle an, in meinem Rockstarleben sehe ich mich eben genötigt, mehrmals täglich das Outfit zu wechseln. Spaß beiseite, das Wochenende war umfangreich: Samstag früh in den Garten solange es noch nicht zu heiß ist, dann auf den Markt, dann Kleinkram erledigen (running errands in Fachsprech), abends zu Freunden Essen. Sonntag Hausputz, dann Brunch, dann Gartenparty, dann Biergarten (ja, ich weiß, Terminkollision), dann Konzert. Und überall das passende Outfit. Die Frisur hat übrigens auch gehalten.

Konservativ langweilig

Morgens schaue ich mir meine Pumps und Schnürschuhe an und denke "nö, das sieht schon so warm aus" und greife doch wieder zu Wildleder und Loafern. Hier passiert nicht viel, das wird sich so schnell aus nicht ändern. Kriegt ja eh keiner mit.

Feine kleine Sommerschuhsammlung

Mehr Sommerschuhe! Da warten noch einige Schönheiten auf ihren Auftritt, aber für hohe Absätze ist es einfach zu heiß. Keilsandaletten gehen noch, genauso wie flache Sandalen. Da hat Zara eindeutig die Nase vorn, was das Design angeht, wenn die Schuhe auch relativ bald das Zeitliche segnen. Und ja, das sind Sportschuhe da unten! Ich war trainieren! Wo ist mein Pokal?


17. Juli 2015

If you can't stand the heat

...get out of the kitchen.

Blöd nur, wenn man seine Moneten außerhalb des eigenen kühlen Kellers verdienen muß und bei diesem Wetter im obersten Stock eines exponierten Gebäudes sein Büro hat. Ohne Klimaanlage. Und im Anzug arbeitet. Höchststrafe.

Da mein Job mich auch immer mal wieder nach Asien bringt und ich schon das Vergnügen hatte, bei 38°C in südchinesischen Maschinenhallen zu stehen (natürlich im Businessdress) habe ich mir einige textile Überlebensstrategien zurechtgelegt. Hier eine kleine Auswahl:

Leinen

Khakigrün für den Individualisten

Ja, Leinen knittert. Hält aber auch kühl, und ein halbwegs entspannter Geschäftspartner im etwas zerknautschten Anzug ist angenehmer als ein dem Hitzetod naher im makellosen Nadelstreif. Ich bin unendlich dankbar, daß mir die Krawattenthematik erspart bleibt. Hier kann ich dankend auf Gleichberechtigung verzichten. Das im Foto gezeigte Ensemble von Esprit ist zur Zeit sogar reduziert erhältlich, ich kann den Laden für schlichte Businesskleidung empfehlen.


Seide

Geheimtip aus Fernost
Ein Hauch von nichts und trotzdem blickdicht, Seide ist aus meiner Sommergarderobe nicht mehr wegzudenken. Traditionelle Hemdenmarken sind oft enorm teuer und unerträglich altbacken (looking at you, Eterna! Schluppenbluse im Tupfendesign, ich steh nicht wirklich auf den 50ger-Jahre-Sekretärinnenlook), also hat der Findungsprozeß einiges an Zeit gebraucht. Vor knapp zwei Jahren kam ich für eine kurze Woche nach Japan und habe dort das Label Uniqlo kennen- und liebengelernt. Die Seidenoberteile sind nicht nur klassisch und gut geschnitten, sondern auch bezahlbar. Leider in D schwer zu bekommen, da haben es unsere Nachbarn westlich des Rheins besser.

Baumwolle/Viskose

Schluppentop in "cool"

Ich habe drei dieser ärmellosen Tops, die entfernt an Blusen erinnern, und alle drei sind schön luftig geschnitten. Bei Hitze ist nichts nerviger als ein Hemdsaum, der in die Hose gesteckt werden muß! Für diesen eleganten Lösungsansatz sollte der Bund aber auf der richtigen Höhe sitzen, sonst sieht man wie ein Müllsack aus.

Wildleder

Bieder, aber bequem

Ich gehe hier mal Hardcore davon aus, daß im erzkonservativen Umfeld geschlossene Schuhe gefordert sind. Alas, die Lösung hier heißt Wildleder, zumindest für Außenmaterial und Innenfutter. Man darf sich hier kein Bein stellen und beim Interieur Kompromisse machen, Kunstleder wird unter Sonneneinstrahlung ein kleiner Backofen. Während einer echten Hitzewelle droht auch keine Gefahr vom Erzfeind des Wildleders: Regen.




Bonus-Cheat: geflochtenes/perforiertes Leder

Haben eigentlich die gleiche Größe...

Ein Profitrick sind Schuhe aus perforiertem Leder oder "Flechtschuhe". Die Hitze staut sich nicht, man kann sie problemlos barfuß tragen, und schick sehen sie im besten Fall auch noch aus. Bitte auch hier auf Leder achten, es bricht nach ein paar Jahren nicht auf wie perforiertes Kunstleder und läßt sich bedeutend einfacher pflegen.

12. Juli 2015

Es ist Sommer befohlen

Woche eins meines Garderobenexperiments.

Noch ist der stolze Inhalt meines Kleiderschranks mehr als übersichtlich, während sich auf der Gegenseite kaum etwas getan hat. Etwas mehr Unordnung in den Ecken, der Schuhkartonstapel sieht ein wenig instabil aus, die Kleiderstange biegt sich immer noch kritisch. Um mich nicht komplett zu demotivieren beschließe ich, Fotos der Krisenregion nur noch einmal im Monat aufzunehmen. Merde. Aber was hab ich erwartet?

Auf der anderen Seite scheint Kleidung aus dem Nichts zu materialisieren. Zumindest hängen da jetzt Klamotten im Schrank, die ich die letzten sieben Tage getragen habe. Zu meiner Verwunderung sind es andere, als ich vermutet hätte. Der kreative Schub durch totale Reizüberflutung scheint schon einzusetzen. Die Tatorte im einzelnen:

Noch ganz alleine im Kleider-Kleiderschrank

Ein marineblaues Leinenkleid langweilt sich in Einzelhaft. Bei der Hitze ist Leinen das einzige, was ich über einen längeren Zeitpunkt ertragen kann. Diese schicke kleine Nummer treibt sich schon seit sechs Jahren in meinem Bestand herum, wird aber gern übersehen. Welcome back.

Sandfarben und blau - sieht gefaked aus

Businessklamotten bei 30°C sind eine ziemlich verzwickte Angelegenheit, aber leider gibt es kein Hitzefrei im echten Leben. Mit von der Partie sind zwei hauchdünne Chinohosen, die mir regelmäßig das Leben retten. Die graue von Esprit, Jahrgang ca. 2010, die beige von H&M (!!!), ca. 1999, kaum zu glauben. Nicht im Bild sind drei ärmellosen Baumwollblusen, die gerade ein paar flotte Runden in der Waschmaschine drehen.

Horray für Freizeitklamotten!

Bei meiner Zivilkleidung scheine ich voll auf Muster abzufahren. Schön wenn man das mal so plakativ vor den Latz geknallt bekommt. Zur Menge muß ich folgendes erläutern: abends komme ich heim, springe so schnell es geht aus den "Arbeitsklamotten" (hört sich an als würde ich auf dem Bau schaffen) und ziehe mir etwas an, mit dem ich

- auf der Terrasse rumhängen kann
- gefahrlos durch meinen Privatdschungel komme
- noch kurz in die Stadt auf ein Eis verschwinde
- am Mädelsabend mitglitzern kann

So kommt obenstehender Mix zustande. Einige Teile sind brandneu (blauer Kimono mit weißer Stickerei von Mango), andere über 15 Jahre alt (Seidentuchtop von Zara). Das Top hatte ich erst einmal vorher an. Jahrelang habe ich mich gefragt, warum ich es nicht rausschmeiße. Heute frage ich mich, warum ich es vorher noch nie anhatte. 

Businessschuh-Meeting

Schuhe! Wie man sieht hat meine Arbeitswoche fünf Tage. Ich versuche, ein Paar nie an zwei aufeinanderfolgenden Tagen zu tragen. Muß ich ja auch nicht, sollte man meinen, bei der Auswahl... zwei mal mit Absatz (obere Reihe), dreimal flach, eine sehr gute Bilanz. Ich neige dazu, in der Arbeit auf Heels zu verzichten, weil ich im obersten Stock arbeite und auch mal ins Labor/die Werkstatt gehe und im Eifer des Gefechts unter die Tische krieche und Kabel verlege. Sieht in Heels komisch aus, ist auch etwas unpraktisch. Aber Mode soll ja nicht praktisch sein.

Raum für Ihre Ideen!

Die Freizeitschuhe fremdeln noch etwas. Rechts oben meine neueste Errungenschaft, moccabraun mit Krokoprägung (Massimo Dutti). Spitze, hohe Pumps die unverschämt bequem sind. Ich habe sie zum Ausgehen angehabt und ein paar flache Stoffschuhe in die Handtasche gepackt, um später auf dem Heimweg bescheißen zu können. War nicht nötig. War selten so verwirrt.
Den Rest meiner Abende habe ich entweder komplett barfuß verbracht oder die schwarzen Schlappen getragen. Respektive: Schlappen angezogen, bei der ersten Gelegenheit (Sofa, Eßtisch, Terrasse, Balkon, Waschkeller) ausgezogen und dann am Ende des Abends gesucht.


Bilanz der ersten Woche: die meisten Prognosen waren falsch, was als erstes in den Schränken Einzug hält. Noch freue ich mich auch, Kleidung von den Stapeln und der Stange zu nehmen und zu tragen, und habe nicht das Gefühl unbedingt etwas aus dem Schrank nehmen zu müssen. Ich frage mich wann dieser Zeitpunkt kommt.



11. Juli 2015

Flugtag

Es ist mal wieder an der Zeit, meinen Müll zu fotografieren!
Ähnlich wie das Lesen von Minimalismusblogs empfinde ich Posts oder YT-Videos über das, was im Fachjargon "Empties" genannt wird, als eine fast zenmäßige Entspannung. Sich von leeren Kosmetikverpackungen zu trennen besänftigt fast hörbar das schlechte Gewissen, welches ich beim Anblick meiner Schminkschublade oder meines vollgestopften Badezimmerschranks spüre. Leise säuselt eine Stimme "ja, Du bist ein Konsumopfer, aber Du bist auf dem Weg der Läuterung." Vielleicht sollte ich lieber mal in meinem Oberstübchen aufräumen.

Nevertheless, stolz wie Oskar zeige ich nun, was bei mir in den letzten zwei Monaten den Haushalt in dünnwandigen gelben Tüten verlassen hat:

Le Beautymüll Mai/Juni 2015

Wie verzweifelt ich Absolution benötige sieht man daran, daß ich sogar Pröbchen fotografiere. Dabei hasse ich das Wort Pröbchen. Von links oben nach rechts unten:

Rasiercreme aus einem japanischen Hotel: sehr praktisch für den Badeurlaub, erstaunlich ergiebig. Nachkaufen ausgeschlossen, ich kann ja nicht mal lesen was da drauf steht.

Balea Makeupentferner-Tücher: nehme ich auf Reisen mit statt einer Handvoll Wattepads und der Miniflasche mit Makeupentferner. Erstere sind immer zu wenig, letztere läuft immer aus. Problem gelöst.

Erbario Toscano Hydrating Face Cream Olive: zu reichhaltig für meine Haut. Ich bin glücklich daß die Dame mir noch nicht die Anti-Age Probe eingepackt hat.

Jil Sander Duschgel Evergreen: jo, Duschgel halt. Schäumt und macht sauber. Nuff said.

CV Hyaluron Booster: geiles Zeug, in meinem Hausforum empfohlen bekommen. Vielleicht habe ich einfach keine Ahnung von Hyaluron, aber der Feuchtigkeitseffekt ist krass. Soviel Spaß für 65 Cent - da wird der Schwabe mißtrauisch.

The Body Shop Fuzzy Peach Duschgel: dieses Duschgel in Wechsel mit Pink Grapefruit und Olive ist eigentlich immer bei mir vorrätig. Schäumt toll, riecht nach Pfirsich, mehr kann man von einem Duschgel nicht wollen.

& other stories Couture Carnival Hand Soap: dieser Schaum! Dieser Duft! Super Zeug, leider wohl gerade aus dem Sortiment geflogen... der Pumpspender war aber Mist, irgendwie hat die Luftzufuhr nicht funktioniert, und die Flasche hat sich immer mehr zusammengezogen. Sah unentspannt aus.

The Body Shop Satsuma Body Butter: riecht auch toll, aber warum nutze ich im Sommer eine Bodybutter? Bin ich bescheuert? Dann auch noch mit Mandarinenduft. Ich probiers ja immer wieder, aber eigentlich ist einzig und allein die Sheabutter für die Winterzeit das Mittel der Wahl.

Bioderma Sensibio: ja, langweilig. Aber ich scheine nichts anderes mehr zu finden, das meine Augenlider nicht irritiert oder austrocknet. Dabei ist die Flasche teuer und unhandlich. Der Stoff ist halt gut.



Ich will es kaum zugeben, aber Fotos dieser Art mache ich schon seit knapp zwei Jahren. Inzwischen lacht mich mein Mitbewohner nicht mehr aus, sondern schaut nur noch milde. Jaja, sie hat einen Dachschaden, aber ich mag sie trotzdem...

9. Juli 2015

Gehe nicht über Los

Ein kleiner Nachtrag zur Erklärung meines kleinen Garderoben-Roulettespiels (upon popular demand, und weil mein Imageberater meinte, keiner verstünde was ich da schreibe):

- Kleidung landet nach dem Tragen im Schrank oder wird gewaschen, um dann im Schrank zu landen.
- Schuhe landen im Schuhschrank, logischerweise.
- ich darf Kleidung aus dem Schrank anziehen, schon um zu vermeiden, daß ich nach zwei Wochen zur Fashionikone werde und den senfgelben Bouclémantel zu einem türkis-bordeauxfarbenen Batikbikini und schwarzen Wildlederstiefeln kombinieren muß. Wobei... ach, lieber nicht.
- ich darf jederzeit Kleidung kaufen. Obwohl ich es offensichtlich vermeiden sollte.
- sprechen wir bitte nicht übers Schuhkaufen.


Erkenntnisse bisher:

- man hat immer zu wenig IKEA-Kleiderbügel. Wenn man welche nachkauft hat man immer noch zu wenig. 
- jedesmal, wenn ich ein Kleidungsstück von der Kleiderstange nehme, knarzt sie unheilvoll. Ich hab Angst.
- irgendwer in meinem Haushalt klaut Socken. Die Katze wäre mein Hauptverdächtiger, leider haben wir keine Katze.
- ich brauche eine Katze.



Stay tuned for something completely different, yet somehow expected.

6. Juli 2015

Das ist der Wahrheit

Es ist vollbracht. Nach dem Prinzip Haufen habe ich die halbeingeräumten Kleiderschränke eine Woche nach dem Einzug wieder entleert und die ganze Herrlichkeit in der Raummitte versammelt. Was spontan genervt hat wurde in einen Karton verbannt und der nicht unbeachtliche Rest fein säuberlich auf eine Stange vor dem Monstrum von Schrank drapiert. Hier ein Vorher-Bild:

Le Kleiderschrank mit formschönem Loch in der Mittelkonsole

Man beachte die minimalistische Deckenbeleuchtung. Ich war ego genug mir die rechte größere Hälfte zu sichern, drei Kleiderstangen und ein paar Regalbretter sowie vier Schubladen harren nun der Dinge, die da mal reinkommen. Und die sind zahlreich. Brace yourself:

Dabei mag ich eigentlich kein Gelb

All meine Kleidung, die Bügel benötigt, eine Auswahl von Schuhen und zwei Stoffboxen voller "Unterbekleidung". Der Turmbau neben dem Spiegel setzt sich aus Schuhkartons zusammen und wird das morgendliche Auswählen zum Jenga-Spiel machen. Hilft beim Aufwachen.

Die noch leere Phalanx an Schuhschränken

Die zweite Hälfte der Wahrheit sind T-Shirts, Tops, Pullover, Shorts... Faltware eben. Sportsgear und was man so zu Bett trägt, in Summe bedeutend mehr als ich dachte. Mal sehen was alles den Sprung ins Ziel schafft.

Die dritte Hälfte

In den Boxen warten Winterkleider auf kältere Tage. Hier hab ich gepfuscht, den Extrastapel wollte ich mir nicht antun. Die Handtaschen haben sich jeder geometrischen Anordnung erfolgreich widersetzt und lagern als Knäuel in Griffnähe zum Sessel. Soweit der Ausgangszustand.

Was soll der ganze Quatsch denn nun?
Nur die Kleidungsstücke, die ich im Lauf des kommenden Jahres trage, landen im Kleiderschrank. Der Rest fliegt. Die doch recht umständliche "Aufbewahrung" meiner Garderobe hat mehrere Vorteile:

1. Ich sehe plakativ, was ich habe. Gut, das sehe ich auch, wenn ich alle Schranktüren öffne, aber

2. zwingt mich das Prinzip Alle-Mann-über-Bord dazu, mehr Abwechslung in meinen textilen Alltag zu bringen.

3. Schrankleichen haben keine Chance mehr.

4. Die schiere Masse hält mich eventuell vom Shoppen ab (das nehm noch nicht mal ich mir ab)

5. Shop your closet in einer shop your closet-Atmosphäre.


Warum ich das mache? Weil ichs kann. Und weil ich eine seltsame geistige Ausgeglichenheit dabei empfinde, Minimalismusblogs zu lesen. Als Mitglied einer Konsumgesellschaft mit viel zu viel Taschengeld schon fast ein revolutionärer Akt. In diesem Sinne wünsche ich mir und euch viel Spaß mit meiner raumgewordenen Schnapsidee, wöchentliche Updates der aktuellen Lage im Ankleidezimmer folgen.