28. Februar 2016

Der Zeit voraus

Es ist Februar. Noch einen zusätzlichen Tag lang. Fair enough, schließlich ist dieser Monat in der Verteilung der Jahrestage extrem kurz gekommen, also gibt man ihm alle vier Jahre einen Extratag. Alle zwanzig Jahre aber wieder nicht. Dafür alle hundert Jahre. Jedoch alle tausend Jahre wieder nicht.

Ähnlich lange fühlt sich das Warten auf den Frühling an. Reine Selbsttäuschung, denn erfahrungsgemäß schneit es an Ostern, man ist aus lauter Vitamin D-gepushtem Optimismus ständig zu kühl angezogen und die Wildlederballerinas in Pastellfarben bekommen Wasserränder vom ewigen Regenwetter. Trotz dieses Wissens warten schon einige leichtere Kleider auf der Stange auf ihren allerersten Einsatz, denn alle tragen noch das Preisschildchen. Hier ein kleiner Sneak Peek auf das, was kommt:

Esprit - Mango - Esprit- Zara. Risikostreuung.

Mein Projekt dümpelt langsam vor sich hin, auch wenn ich gestern wieder einen massiven Erfolg verbuchen konnte und nun die Zahl der Kleiderbügel auf der Stange einstellig ist. Es ist schwer geworden, das eine oder andere trasparente Oberteil ist eventuell nicht für den Winter geeignet, außerdem fehlt mir anscheinend momentan der Nerv für Bleistiftröcke. Was den Rest angeht bin ich entspannt, die Mäntel kommen auf jeden Fall bei etwas mehr Sonnenschein zum Einsatz.

Da waren's nur noch neun - zuzüglich der fünf Bügel mit Neuware, zwei Sommerkleidern die ich nicht knicken will und zwei Pasminas, die meine Hosenbügel beschäftigen.

Die Glitzertasche muß immer noch auf den Einsatz warten, aber da bleibe ich stur. Es gibt Teile, die will man einfach haben und anschauen. Und anfassen. Ich gebe zu daß die Haptik für mich unglaublich wichtig ist. Was bringt mir ein Kleidungsstück, das mir wundervoll steht und toll aussieht, sich aber seltsam anfühlt?

Frühlings- und Sommerschuhe, noch eingeschachtelt.

Die drei letzten Mohikaner warten auf ihren Ruf zur Schlacht. Bei den beiden Pumps schätze ich die Wahrscheinlichkeit hoch ein, bei den Stiefeln bin ich mir nicht mehr so sicher. Irgendwie sehen sie altbacken aus, dabei haben sie einen wunderschönen Taupeton und sind aus Kalbsleder. Eine Verschwendung, sie nicht zu tragen. Vielleicht ist Taupe keine Farbe für Stiefel?

Mehr - Schals?

Da ich erkältet war sind hier lediglich Halstücher dazugekommen. Die Pullover gehen ein und aus, genauso wie die riesigen Strick-Cardigans. Wenn mir kalt ist dann richtig.

Zurücktreten!

Ich habe die Pullis und Tops nach hinten geschoben, weil ich beim Rauskramen der Anzüge immer mal wieder den Stapel umgeschmissen habe. Das ist keine dauerhafte Lösung, bis mir etwas besseres einfällt sieht das Abteil eben seltsam aus. Spontan habe ich eine roséfarbene Polyesterbluse rausgeschmissen und unter Quarantäne gestellt. Die Farbe ist schön und der Schnitt raffiniert, aber ich friere darin und man muß das Teil ständig waschen. Vielleicht gehe ich lieber komplett auf Viskose, Seide und Baumwolle. Eventuell Leinen.

Crowded attic.

Wenn man die Stapel auf dem Brett da oben anschaut scheine ich vor allem zwei Aktivitäten nachzugehen: schlafen und Sport treiben. Die Sportklamotten muß ich wohl mal etwas aussortieren, jetzt da neue dazugekommen sind. Im unteren Abteil ist ein Chiffonkleid von Vero Moda dazugekommen.

Schuhschrankpanorama.

Die Stapel sind fast alle weg, da in der Ecke warten noch zwei Sommertops und ein Langarmshirt, welches zu dünn ist für den Winter. Daneben einige Handschuhe, Schals und Mützen. Dann die Tüten mit Halstüchern, dann ein paar neue Socken und eine neue Sommerhose, die Abendtäschchen und eine Kiste mit Strumpfhosen. That's it, dann sind wir durch!

Tada!

Nichts hat sich getan! Die ultimative Businesschuh-Sammlung!

Verfrühter Gast.

Das Paar braune Lederloafer ist in einem Anfall von Frühlingsstimmung wieder in den Schrank gewandert und kommt gleich wieder weg. So warm ist es noch nicht. Alles andere wie gehabt.

Morgen ist der Monat vorbei, und es sind noch vier Monate bis zum Ende des Experiments. Mit der Zeit fällt es mir immer leichter, Dinge auszusortieren. Zum einen die, welche ich schon besitze, zum anderen aber auch jene, welche ich im virtuellen Warenkorb liegen habe und dann doch nicht bestelle. Ich bin kritischer geworden und kann besser einschätzen, was ich gern tragen werde und häufig benutze, und was mir nur als Idee gefällt. Wenn man wenig kauft und dafür aussortiert wird man auch ziemlich kompromißlos, was Qualität angeht. Im Moment schreibe ich an einem privaten Shoppingkompaß, in dem ich meine bevorzugten Marken für bestimmte Kleidungsteile aufliste. Darin enthalten auch eine Blacklist von Marken, die mich in Sachen Qualität oder Service enttäuscht haben. Den Reminder brauche ich, wenn ich wieder die Frühjahrskollektionen durchforste und so sehr in Versuchung gerate...




2. Februar 2016

Zivilisationsversager

Jo, people, ich hab 'nen Lauf.

Schauen wir uns mal an, wo ich dieses Jahr hinwollte: pro Monat ein neues Teil kaufen, das Geld dafür auf Ebay oder anderen Kanälen einnehmen und ansonsten nur noch Dinge ersetzen die kaputt gegangen sind oder rausfliegen weil mag nicht mehr. Behold das Ergebnis für den Monat Januar:

Januar 2016
That escalated quickly.
Aha! Alles Ersatz, und ich kanns beweisen: für das weinrote Samttop ging ein schwarzes Tubetop, denn alle meine Ausgeh-Oberteile sind, Überraschung, schwarz. Die Sportkleidung hat ausgediente Modelle ersetzt, die es wirklich nötig hatten. Ich hasse es, Sportklamotten zu kaufen. Das rote Langarmtop und die blaue Pyjamahose ersetzen ein graues Langarmtop und eine ausgediente Pyjamahose. Die schwarzweiße Stoffhose ersetzt eine zerschlissene Sommerhose, und die ockerbraune Stoffhose hat den albernsten Fehlkauf des vorletzten Jahres ersetzt: eine acid-washed-Jeans in schwarz und schwefelgrüngelb.

Was uns zum einzigen Neuzugang bringt, und der zeigt uns in der Collage oben freundlich den Hintern: eine blaue Stoffhose mit ganz feinem Muster von Esprit. Oder, wie ich sie nenne: meine Flugzeughose.

Ja, ich bin nun stolzer Besitzer einer Flugzeughose.

Man möchte meinen, es gäbe dringenderes auf meiner Liste. Ich brauche beispielsweise ein paar schwarze, schlichte T-Shirts mit V-Ausschnitt, weil ich kein einziges besitze und denke, das so ein Teil meine Garderobe bereichert. Gerne auch in hellgrau. Oder ein schmaler schwarzer Ledergürtel, weil mein Exemplar anfängt sich aufzulösen. Oder ein Paar nudefarbene halbhohe Pumps, weil ich die seit drei Jahren suche. Aber nein, es ist die Flugzeughose geworden, weil das anscheinend die dringendste Anschaffung ist.

Was ist denn nun eine Flugzeughose? Fragen wir MC Hammer.

Kleiner Scherz. Für zivilisationsverwöhnte Warmduscher wie mich stellt sich die Frage, was anziehen wenn eine Flugreise ansteht und man bequem und trotzdem gut angezogen im Flieger sitzen will während man sich acht Stunden lang wahllos Kinofilme ansieht oder versucht, eine Schlafposition zu finden die ohne größere Mengen Alkohol erträglich ist. Jeans sind unbequem, Jogginghosen asi. Also sucht man eine leichte (es könnte in den Sommerurlaub gehen, außerdem Gepäck leicht halten), dunkle (Turbulenzen und Orangensaft) und elegant aussehende Hose, in welcher der eigene Hintern nicht aussieht als hätte man eine Windel an. So einfach sich die Aufgabe anhört, sie ist gar nicht so leicht zu lösen. Ich habe es erst im dritten Jahr der Suche geschafft. Pro-Tip: in Kombination mit schlichten Highheels, Samttop und Blazer, dazu vielleicht eine flaschengrüne Wildlederclutch, läßt es sich auch hervorragend Cocktails in diesem Outfit trinken. Außerdem hab ich so vier Neuteile aufs Mal getragen, und das ohne daß ein Flugzeug in der Nähe gewesen wäre. Cheers!



Packungsbeilage: die Regeln
http://www.diefragmente.de/p/die-regeln.html

1. Februar 2016

Einstiegsdrogen

Heyho, wir reden wieder über Müll. Nichts macht den Start ins neue Jahr so fresh wie ein Haufen leerer Plastikverpackungen. Und schon geht es los:

Leer im Januar.

Wie immer mal wieder von links oben:

- innisfree Tuchmaske Shea-Butter: wenn der Winter endlich mal den ersehnten Schnee bringt und die Eiseskälte morgens beim Schokocroissant-Holen ins Gesicht peitscht hilft diese Maske kompetent mit, die trockene Gesichtshaut wieder streichelzart zu bekommen. Leider nach wie vor nur online bestellbar, bedeutet jedesmal eine Fahrt aufs Zollamt und einen frühmorgendlichen Austausch von gegähnten Fragen, aber das nehme ich für meinen Lieblingssüdkoreaer gern auf mich. I like!
- innisfree Tuchmaske Green Tea: nicht ganz dasselbe in grün, die Maske ist nicht so reichhaltig, bringt aber genauso viel Feuchtigkeit aufs Gesicht. Riecht außerdem gut, besonders in Kombination mit einer Entspannungs-CD.
- Balea Reinigungsöl: das Zeug ist the shit, kein Spaß. Kostet zwei fuffzich, hält gefühlt ein ganzes Jahr (war sicher ein gutes halbes) und kriegt ungerubbelt mein Augen-Makeup runter. Irritiert meine Lider nicht, was unter den Abschminkprodukten so ziemlich einmalig ist. Ich hoffe dm nimmt das Zeug nie aus dem Sortiment, sonst werde ich wochenlang "haushaltsübliche" Mengen hamsterkaufen. Und zwar jeden Tag. In allen Filialen in meinem Einzugsgebiet. Und das sind ne Menge.
- CD Deo irgendwas mit Glück: hat gut gerochen und sporadisch seinen Job erfüllt. Kann mir bitte jemand ein Deo ohne Aluminium und Alkohol empfehlen, was deodorisiert? Irgendwer?
- & other stories Body Wash Probe Floral Memento: roch gut, aber solange stories keine Versandkosten-Codes rausläßt oder seinen Mindestbestellwert für Porto-für-umme senkt kauf ich keine Duschgele dort.
- innisfree Green Tea Serum: zwei Proben lagen meiner letzten Bestellung bei, und der perfide Plan meines Drogerieprodukt-Dealers ist aufgegangen: nach der ersten Anwendung war klar daß ich die Fullsize haben muß. Der "kauf 10 bekomm 10 geschenkt"-Maskendeal hat sein übriges getan. Jetzt sitze ich auf 32 Tuchmasken und einer neuen Flasche Green Tea Serum. Dabei ist mein Brightening Serum noch nicht mal zu 10% leer. Was lern ich hier eigentlich?
- Kneipp Badekristalle zum Fröhlich-Fühlen: verbreiten mit der Kombi aus Blutorange und Pink Grapefruit wirklich gute Laune, auch wenn es erstmal befremdlich ist in eine Badewanne voll blutroter Flüssigkeit zu steigen.
- Alverde Augencreme Augentrost: der Traumpartner zum Balea Reinigungsöl, päppelt trockene Augenlider auf und hat bei mir noch nie zu brennender Haut geführt. Hält ewig. Auch hier werde ich gnadenlos horten, falls die Creme je aus dem dm-Sortiment fliegt.
- Le petit Marseillais Reflet brun Shampoo und Leave-in Conditioner mit Karité: was wie eine gute Idee klang hat sich als kapitaler Irrtum herausgestellt. Meine langen, extrem dicken Haare mögen keine Leave-In-Pasten. Oder ich bin zu blöd zum Verteilen. Die Haare im Nacken waren immer fettig, während die Deckhaare trocken und krisselig in alle möglichen und unmöglichen Richtungen abstanden. Daß so ein Zirkus mit meinen sonst pflegeleichten Haaren überhaupt möglich ist hätte ich nicht gedacht. Im Prinzip sind sie immer noch beleidigt und knoten sich ständig zusammen. Keine Experimente mehr, wir gehen zurück zum orangenen Balea (wie immer die Linie heißt).

Kosmetiktechnisch plane ich großspurig einen No-spend-Monat im Februar. Es ist alles in Mengen vorhanden, langsam kann ich für die Aufbewahrung in den Badezimmerschränken das Wort "Konzept" verwenden und zum Zollamt will ich schon schnell auch nicht wieder...