Da ich mich inzwischen gut kenne behaupte ich erst gar nicht, daß mich mein letzter Kontakt mit den beflissen-inkompetenten Natashas und Josuas und Peters des Textilriesen vom überm Kanal auf ewig davon abhalten wird, dessen Ware zu kaufen. Aber es kommt ziemlich nahe an ewig dran.
Was war passiert? Im April machte ich aus jugendlichem Leichtsinn einen Riesenfehler, den ich mir im Nachhinenin beim besten Willen nicht mehr erklären kann: ich gab eine Onlineorder bei Topshop auf. Zwei Paar Schuhe hatten mein Auge beim nachlässigen Browsen gefangen, und da ich wie die erschreckende Mehrheit der Endverbraucher an Blitzdemenz leide, wenn ich etwas sehe was mir gefällt und was ich mir leisten kann, habe ich sofort bestellt.
Die Ware kam schnell an und ging zu 50% auch wieder zurück, weil sich die Optik bei einem Paar deutlich von der des Produktbildes unterschied. Das zweite Paar gefiel jedoch und erhielt sofort einen Ehrenplatz im Schuhschrank, wo es auf dem Sommer wartete. Ein Paar schwarze Ledersandalen mit Schnürriemchen und recht flachem Keilabsatz, Echtleder, allerliebst.
Topshop-Sandalen Fairy, im Prinzip schöne Schuhe. |
Nun der Sommer kam, und ich trug die Schuhe. Genau dreimal. Dann begegneten sie ihrem Erzfeind, Regenwasser. Auf der Straße, also nicht von oben. Und so nahm das Drama seinen Lauf, denn die angebliche Echtledersohle löste sich auf, als ob sie aus gepresstem Papier bestände.
Man ahnt am rechten Schuh schon Böses... |
... dreht man sie um bestätigt sich der Verdacht. |
Ächte Läder - was ist das internationale Symbol für Presspappe? |
Nunja, ich bin kein Experte, aber meiner Ansicht nach sollten sich Schuhsohlen beim Kontakt mit Wasser nicht auflösen. Also schrieb ich den freundlichen Kundenservice von Topshop an und wollte eine Reklamation einreichen. Da natürlich jeder haltlos behaupten kann, seine Schuhe lösen sich auf, habe ich sofort Beweisfotos angeboten. Das war am 23. August. Am 24. August bereits schrieb der Kundenservice, daß ich die Ware zur Prüfung zurücksenden könne. Sei sie fehlerhaft, bekäme ich selbstverständlich mein Geld zurück.
Am 6. September erhielt ich dann per Mail mein Rücksendeformular, nachdem ich über Facebook nachgefragt hatte, wie meine Rekla so läuft. Eine Bearbeitung würde 3 bis 4 Wochen dauern, danach bekäme ich Rückmeldung. Also Ware eingepackt und verschickt. Erhalten hat Topshop die Rücksendung schon zwei Tage später, am 8. September.
Am 28. Oktober war ich der Ansicht, daß nun 3 bis 4 Wochen vergangen wären und ich gern eine Rückmeldung hätte. Am 29. Oktober bekam ich Auskunft, daß meine Retoure leider nie bei Topshop angekommen wäre. Leider habe ich eine Sendungsverfolgungsnummer, welche das Gegenteil beweist. Nach deren Einsendung wurde mir versichert, daß die Informationen an die zuständige Stelle weitergeleitet wurden (jetzt schon?) und ich innerhalb von 7 bis 10 Werktagen eine Rückmeldung erhalten würde. Das war am 30. Oktober.
Am 12. November war ich der Ansicht, daß jetzt 7 bis 10 Werktage vergangen waren. Also schrieb ich den Kundenservice an, welcher mir erläuterte, daß der Betrag am 30. Oktober erfolgreich auf mein Paypalkonto zurücküberwiesen worden sei. Ein Blick auf mein Paypalkonto überzeugte mich vom Gegenteil. Topshop empfahl mir höflich, mich mit Paypal in Verbindung zu setzen.
Paypal wiederum sagte mir, daß da gar nix überwiesen worden sei, und ich solle mir die Transaktionsnummer geben lassen, anhand Paypal die onimöse Rückzahlung hätte auffinden können.
Also flugs Topshop angeschrieben und nach der Transaktionsnummer gefragt. Das war am 13. November. Ich hab ja auch sonst nix zu tun.
Am 14. November schickte mir Topshop eine PayerID und betonte nochmals, der Betrag sei am 30. Oktober auf mein Konto überwiesen worden. Ich solle mich höflichst mit Paypal in Verbindung setzen. Paypal informierte mich auch freundlich darüber, daß die I****en von Topshop die Identnummer meiner Retoure vom letzten Mai übermittelt hätten. Betrag und Datum seien komplett falsch, und ich hätte null komma nix für meine Reklamation rücküberwiesen bekommen.
Da inzwischen 180 Tage seit meinem Kauf vergangen seien (interessanterweise an dem Tag, an dem Topshop angeblich meine Rückzahlung erfolgreich auf mein Paypalkonto transferiert hat, nämlich am 30. Oktober) konnte Paypal auch keinen Käuferschutz mehr anbieten.
Also schrieb ich wieder eine Mail an Topshop, erzählte was der freundliche und kompetente Paypal-Mitarbeiter mir erläutert hatte und bat freundlich, mir mein Geld zurückzugeben. Das war am 17. November. Am 18. November schrieb mir der Topshop-Kundendienst (der gleiche übrigens, der mir vorher dreimal versichert hätte, daß das Geld am 30. Oktober auf mein Konto überwiesen worden sei, nur damit es hier zu keiner Verwechslung kommt), daß es leider technische Schwierigkeiten bei der Rücküberweisung gegeben hätte.
Ach was.
Naja jedenfalls bräuchte man jetzt meine Visa- oder Mastercard-Daten, um eine Erstattung auf meine Kreditkarte vornehmen zu können. Gefragt, ob ich eine Kreditkarte habe und ob sie von einem der beiden Anbieter wäre hat mich zwar keiner, aber hey, man muß den Leuten ihren Job auch nicht schwerer machen als er eh schon ist.
Da ich die Daten aber auf keinen Fall per Email übermitteln solle (Mensch, das hätte ich jetzt glatt gemacht! Glück gehabt!) werde man mich anrufen, ich solle eine Nummer nennen und einen Zeitraum, in dem ich erreichbar sein. Sie würden zwischen 10 und 17 Uhr anrufen.
Also schrieb ich mal meine Nummer, das erschien mir sinnvoll, und sagte frei ich sei den ganzen Tag erreichbar. Es geschah nichts. Das war am 17. November.
Vorsichtshalber schrieb ich gleich am nächsten Tag, daß ich auch heute erreichbar sei sowie morgen und überhaupt. Gegen elf Uhr machte ich dann den Fehler, daß ich mein Telefon am anderen Ende des Raumes liegenließ anstatt es in der Hand zu halten. Es klingelte. Zweimal. Auch mein Spurt quer durchs Zimmer konnte nichts mehr retten: der Anrufer hatte aufgelegt. Sofortiger Rückruf war zwecklos, denn die Nummer schien sich nicht rückrufen lassen zu wollen. Es klingelte erst gar nicht, der Anruf wurde instantan abgebrochen. Dreimal. Google fand zwar eine alternative Telefonnummer für den Topshop-Kundenservice, aber eine monotone Dame informierte mich, daß "kein Anschluß unter dieser Nummer" sei.
Eine Stunde später erreichte mich eine Email vom Topshop-Kundendienst, daß man nun versucht habe mich ein weiteres Mal zu erreichen. Man bete mich, eine Uhrzeit zu nennen, an der ich erreichbar sei.
Zugegebenermaßen verlor ich hier ein wenig die Contenance und vergriff mich im Ton, indem ich in meiner Antwort das Wort EINMAL in Großbuchstaben schrieb, um deutlich zu machen, mit welcher Häufigkeit Topshop versucht hatte, mich zu erreichen. Außerdem setzte ich unnötigerweise ein Ausrufezeichen hinter die Aufforderung, mir eine Rückrufnummer zu nennen.
Eine halbe Stunde später kam die Antwortmail. Enthalten die nutzlose Rufnummer, die mir bereits Google andrehen wollte, und eine zweite, kostbare Telefonnummer in Großbritannien.
Dort angerufen ging Peter ans Telefon, der nach nur 30 Minuten freundlicher Konversation die Misere meiner Lage erkannt hatte und es im ersten Anlauf schaffte, den Eurobetrag meiner Rückerstattung in Pfund umzurechnen. Die müsse nämlich in Pfund überwiesen werden, geht nicht anders. Weiterverbunden an Joshua durfte ich meine Kreditkartennummer nennen, den Namen und das Gültigkeitsdatum. In bis zu fünf Werktagen sei die Rückbuchung auf meinem Konto ersichtlich, versprach mir der wundertätige Joshua. Dann legten wir auf.
Nur drei Tage später war der 22. November. Ein schöner Tag, aber auch ein trauriger, denn hier ging die endlose Geschichte zu Ende, die ich hier erzählen durfte. Eine krumme Summe, welche allerdings Ähnlichkeit mit der erwarteten Rückerstattung hatte, landete auf meinem Kreditkartenkonto. Und wenn Topshop sie nicht wieder in 4 Wochen einzieht, dann leben wir alle glücklich und zufrieden und hoffen, daß sich unsere Pfade nie wieder kreuzen werden. Ich werde mein möglichstes dafür tun.