1. November 2015

Nachts sind alle Katzen grau

Bis auf die schwarzen.

Draußen wabert der Nebel vorbei, die leuchtend gelben Blätter liegen mehrheitlich auf dem Boden statt an den Bäumen zu wedeln, und bei mir setzt der Spätherbsteffekt ein: ich investiere Geld in Badeöl, Strick und Spitzendessous. Eine Art Trotzreaktion, worauf auch immer. Vielleicht weil man sich jetzt am liebsten hinter mehreren Lagen Flanell, Kaschmir und Wolle vergraben will und doch noch etwas filigranes tragen möchte.

Die hauchzarten Neuzugänge aus luftigem Nichts zeige ich hier nicht, so exhibitionistisch bin ich noch nicht unterwegs. Stattdessen ein Lagebericht vom Hauptquartier, sprich dem "Ankleidezimmer". Klamottenraum hört sich so konsumopfermäßig an.

Mit Absicht.

Die Schuhe sind rapide weniger geworden, sie passen jetzt alle in eine Reihe. Man merkt daß ich mir wirklich Mühe gebe, auch die etwas schwierigen Paare selbst in meinen Alltag einzubauen. Freitag hatte ich haselnußbraune Stiefeletten mit kleinem Plateau an und meine Kollegen teilweise überragt. Die haben schön blöd geschaut.

So leer irgendwie.

Ich mag es ja kaum glauben, aber sogar die Kleiderstange lichtet sich merklich. Die Mehrheit der Teile, die noch draußen sind, gehört darüberhinaus noch zu meinen Lieblingen. Piece of cake also, eigentlich. Die graue Plaidjacke und der dunkelbraune Ledermini sind übrigens schon ins Lager der Sieger gewechselt, am Wochenende kommt mir keine Hose an!

Zu viel ist nicht genug.

Hurra, ein weinroter Faltenrock! Kaum wollte ich unbedingt einen kam Mango zehn Tage später mit diesem wadenlangen Schmuckstück in die Shops. Preis, Material, Farbe - alles perfekt. Wäre ich jetzt eitel würde ich sagen, ich bin dem Trend voraus und habe ein Gespür für das, was kommt. Wäre ich paranoid käme ich mir jetzt beobachtet vor. Leider bin ich realistisch und weiß, daß ich einen unglaublich gewöhnlichen Geschmack habe. Schade.

Rush hour.

Wenn Dein Businessklamottenschrank mal aus allen Nähten platzt, ganz im Gegensatz zum Nachbarabteil mit den Freizeitkleidern, wird es Zeit, Dein Leben ernsthaft zu überdenken. Ich weiß ja schon daß ich zu viel arbeite, auch wenn ich viel Spaß daran habe und wirklich gut Geld verdiene. Aber irgendwie ist mir das unheimlich. Dieses Bild macht mir auf eine seltsame Weise ein schlechtes Gewissen. Bin ich auf die dunkle Seite gewechselt?

Meine Hobbies sind...

Jede Menge Jacken und Mäntel, wo sind die Kleider? Das lilafarbene ist ein Sommerkleid und muß raus in den Winterschlaf, tatsächlich habe ich es erst gestern seit langem mal wieder geschafft, ein Kleid zu tragen. Auf dem Brett über der Stange meine Schlafklamotten. Wenn man sich den Stapel anschaut scheint das meine liebste Freizeitbeschäftigung zu sein. Macht sich nur nicht gut im Poesiealbum.

Skandal!

Was ist falsch an diesem Bild? Ist es der schief aufgehängte Yutaka ohne Taillenbänder? Der Schlafsack, der ein eingerolltes Regencape ist? Die Sammlung glitzernder Abendtäschchen, die langsam verstauben? Nein, die häßliche Wahrheit versteckt sich im Stapel Sportkleidung, der seit Anfang Oktober nicht kleiner geworden ist.
Keine weiteren Fragen, euer Ehren.

Noch alle Schuhe im Schrank.

Schön, ihr seid auch vollzählig. Neu dabei die schwarzen Lackpumps rechts mitte unten, in denen ich aus unerfindlichen Gründen immer einkalte Zehen habe. Gestern standen plötzlich Halloweenkinder vor unserer Tür, da mußte ich schnell in ein Paar Schuhe schlüpfen und die Tür öffnen. Gesungen haben sie auch. Da gibt man doch gern seine letzte Tafel Schokolade.

Falscher Ort, falsche Zeit.

Nope, das ist nicht mehr zeitgemäß. Nur hab ich nicht so viele Winterschuhe, um den Schrank aufzufüllen. Es hat keinen Sinn: wir werden in die Karibik ziehen müssen.

Warm und schick.

Die mittelbraunen Stiefeletten links oben sind von Gant und waren mit 35 Euro verdächtig günstig. Ein Glücksfund bei TK Maxx, aber leider sind die sehr selten. Das kleine Plateau hält außerdem die Kälte fern von den Füßen. Wir werden sehen, wie sich die Treter bei vereisten Gehwegen bewähren.

Jo, im Vergleich zum letzten Post sieht man tatsächlich Fortschritte. Ich freue mich nach wie vor auf die Sachen, die noch vor den Schränken liegen und hängen, und habe auch Spaß am Einräumen. Im direkten Vergleich mit neuer Kleidung, die doch immer mal wieder im Online-Warenkorb landet stelle ich immer wieder fest, daß das was ich habe schwer zu schlagen ist. Sogar das Kombinieren fällt mir leichter. Win win win?




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